Sechstes landesweites Treffen des Netzwerks
"AG der Koordinatorinnen und Koordinatoren für Fachpraxis
an beruflichen Schulen in Hessen" am 9. Mai 2019 in Fuldatal


Zum 6. Landestreffen der „Koordinator(inn)en-AG“ konnte Landessprecher Sigi Groß 45 Teilnehmer begrüßen. Die Veranstaltung fand erstmals in der Tagungsstätte „Reinhardswaldschule“ im nordhessischen Fuldatal statt. Frau Dr. Heike Jäger, Referatsleiterin im HKM, musste ihre Teilnahme leider kurzfristig wegen eines anderen Termins im Ministerium absagen. Die Vorsitzende der „AG der Direktorinnen und Direktoren an beruflichen Schulen in Hessen“, Frau Greilich, Schulleiterin der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten (vormals Friedrich-Feld-Schule) in Gießen ließ sich entschuldigen. Besonders begrüßte Sigi Groß die anwesenden „BÜA-Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren“, die den Einladungskreis zukünftig vergrößern.

Teilnehmer des Landestreffens am 09.05.2019 in Fuldatal


Sachstandsbericht 

In seinem Sachstandsbericht ging der Landessprecher auf die Aktivitäten der Netzwerk-AG seit dem letzten Landestreffen im April 2018 in Gießen ein, bei dem ebenfalls 45 Teilnehmer begrüßt werden konnten. Fünfmal habe das Leitungsteam seitdem getagt. Ein Schwerpunkt der Arbeit war die Aufstellung von Wahlprüfsteinen im Vorfeld der Landtagswahl im Oktober 2018. Die Netzwerk-AG bat die bildungspolitischen Sprecher der im Landtag vertretenen Fraktionen um Stellungnahmen, die auch von allen Fraktionen eingingen, außerdem auch eine Stellungnahme der GEW Hessen. Da zwei Landtagsfraktionen Einladungen nach Wiesbaden aussprachen, griff das Leitungsteam dies im März dieses Jahres auf. Auf die Anfrage bei allen (neuen) im Landtag vertretenen Parteien zu einem Austausch mit den Fraktionen gebe es allerdings bisher noch keine Rückmeldungen. Hier werde das neue Leitungsteam alsbald nachhaken. 

Eine Reihe von Anfragen von Kolleginnen und Kollegen wurden – soweit möglich – beantwortet. Hier ging es um die Themen „Weiterqualifizierung nach A 13“, „Deputatsstunden für Koordinatorinnen und Koordinatoren für Fachpraxis“ und „Voraussetzungen für die Schaffung einer zweiten Koordinatorenstelle“. Mehrere Rundmails informierten den Verteilerkreis der Netzwerk-AG. 

Eine Anfrage der Arbeitsgemeinschaft zum Umgang mit „Schnelllaufenden Maschinen“ vom August 2018 beantwortete Frau Dr. Jäger Anfang Mai so: „Die RiSU [= Richtlinie zur Sicherheit im Unterricht] ist eine Empfehlung und hat damit keinerlei rechtsverbindlichen Charakter. Hinzu kommt, dass diese Richtlinie nicht für Betriebspraktika und für berufsbezogene Fächer an beruflichen Schulen (S. 9) [der RiSU] und damit für alle angefragten Schulformen [Mittelstufenschule, BzB, PuSch, BFS sowie Berufsorientierungsprojekte] gilt. Es gelten somit die Angaben der Lehrpläne.“

Das Leitungsteam interpretiert diese Auskunft dahingehend, dass in der „Berufsorientierung“ in den Klassen 8, 9 und 10 berufstypische Arbeiten mit schnelllaufenden Maschinen unter besonderer Aufsicht durch die Fachpraxiskolleginnen und -kollegen ausgeführt werden dürfen bzw. die Tätigkeitsbeschränkungen durch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen und Aufsicht kompensiert werden.

In der weiteren Diskussion wurde auch auf Beratungsangebote des „Medical Airport Service“ verwiesen, der die Erarbeitung von Gefährdungsbeurteilungen flankiert. Hier sollte auf die Beschulbarkeit hingewiesen werden. Weitere Infos: 

https://www.mkk.de/buergerservice/lebenslagen_1/bildung_schule_und_medien/20_medienzentrum/index_medienzentrum.html
https://www.baua.de/DE/Angebote/Publikationen/Fachbuecher/Gefaehrdungsbeurteilung.html


Bericht der BÜA-Netzwerkkoordinatoren

Angelika Brück (Theodor-Heuss-Schule Wetzlar) und Judith Kremer (Eduard-Stieler-Schule Fulda) gaben allgemeine Informationen über den Schulversuch, der im August 2017 mit 26 Kooperationsschulen startete und bis Juli 2021 andauert.

Angelika Brück (links) und Judith Kremer

Ziel des Modellprojekts ist die Bündelung der Schulformen BzB, Zweijährige BFS sowie die Einjährige und Zweijährige HBFS durch optimale Begleitung und individuelle Unterstützung beim Übergang von der Schule in den Beruf. Die Schülerinnen und Schüler dürfen zum jeweiligen Schuljahresbeginn höchstens 17 Jahre alt sein, müssen mindestens aus Klasse 8 kommen sowie ausreichende Deutsch-Kenntnisse haben. Die Schülerinnen und Schüler lernen mindestens drei Berufsfelder kennen, ein Wechsel in die duale Berufsausbildung ist nach einem Jahr möglich. Der Erwerb des Hauptschul- und/oder Mittleren Abschlusses ist – soweit noch nicht vorhanden – ausbildungsbegleitend oder in der BÜA möglich. Im fachpraktischen Unterricht liegt der Klassenteiler bei 10, im Berufsfeld Wirtschaft und Verwaltung bei 16 Schülerinnen und Schülern. 

Unterschiede zwischen der BÜA und der BFS gibt es bei der Kursdifferenzierung in Deutsch, Mathematik und Englisch auf mindestens zwei Niveaustufen (Einstufung durch Tests zu Schuljahresbeginn), bei der beruflichen Orientierung in bis zu vier beruflichen Schwerpunkten inklusive Betriebspraktika von mindestens vier Wochen und durch Profilgruppenstunden zur Erweiterung der personalen und sozialen Kompetenz sowie zum Erlernen elementarer Selbstlerntechniken. 

Die Koordinatorinnen berichteten über ihre bisherigen Erfahrungen nach zwei Jahren „BÜA“. So sei die Unterstützung der Schulen durch die Kooperationspartner (Kammern, Ausbildungsbetriebe in der Region, Arbeitsagenturen, Schulträger und Schulämter) häufig sehr personenbezogen und existiere zum Teil nur „auf dem Papier“. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler ohne Hauptschulabschluss steige, insofern ergäben sich neue Herausforderungen in der pädagogischen Arbeit. Der Kontakt zu Ausbildungsbetrieben sei positiv, da die Fachpraxis-Lehrkräfte „aus dem Beruf kämen“. Ein wichtiges Element sei die Aufklärung der Eltern über die Schulform; Problemstellungen würden dabei individuell über Lehrkräfte und/oder Geschwister gelöst. 

Die Betriebe schätzten die Aussagekraft der überfachlichen Kompetenzmatrix wegen ihrer differenzierten Darstellung. Sie ersetzt die so genannten Kopfnoten und werde dem Zeugnis beigefügt und auch von den Praktikumsbetrieben verwendet. Die fachliche Matrix für den BBU-Unterricht (fachpraktisch und fachtheoretisch) müsse aber bei Versetzungen in eine Note umgewandelt werden. 

Der Profilgruppenunterricht sei ein großes Plus für die individuelle Betreuung der Schülerinnen und Schüler, da Zeit für die pädagogische Arbeit bleibe. Daraus ergäben sich eine gute Lehrer-Schüler-Bindung und ein gutes Klassenklima. Der Unterricht sei bewertungsfrei und werde von den Schülerinnen und Schülern gut angenommen; sie suchten und schätzten die Unterstützung und könnten ihre Kompetenzen stärken. Von Vorteil sei auch, wenn der Profilgruppenunterricht von Kollegen gegeben werde, die hinter dem Konzept stünden und diese Tätigkeit auch gerne machten. 

Die Referentinnen sprachen sich für mehr Zuweisungen von sozialpädagogischen Fachkräften für diese Tätigkeit aus. Stolpersteine seien die Kriterien für die Wiederholung einer Klasse und die unterschiedlichen Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler, zum Beispiel im Langzeitpraktikum. Anpassungen auf Prüfungsbestimmungen müssten noch erfolgen; sie seien derzeit identisch mit denen der BFS, dies sei aufgrund unterschiedlicher Stundentafeln problematisch. 

Aufgaben der BÜA-Netzwerkkoordinatorinnen und -koordinatoren seien die Anpassung unterrichtsorganisatorischer Belange, pädagogischer Belange rund um den Profilgruppenunterricht, Absprachen mit Praktikumsbetrieben und die Teilnahme an Schulleitungsrunden, die an den Schulen unterschiedlich gehandhabt werde. Es gebe Bedarf an einheitlichen Regelungen der BÜA-Rahmenbedingungen. 


Verabschiedungen, Neuwahl des Leitungsteams

Sigi Groß verabschiedete die aus dem Leitungsteam ausscheidenden Kollegen Karl-Heinz Ketteler (Ferdinand-Braun-Schule Fulda) und Jürgen Ranft (Willy-Brandt-Schule Gießen), die seit 2012 dem Team angehörten.

Karl-Heinz Ketteler, Sigi Groß und Jürgen Ranft (v. l. n. r.)

Ein besonderer Dank gebühre Jürgen Ranft, der „seine“ Schule für zahllose Leitungsteam-Treffen und fünf Landestreffen „zur Verfügung“ stellte. Silvia Moos, „Gründungsmitglied“ der Netzwerk-AG und bisherige Co-Sprecherin der Netzwerk-AG, schied aus dieser Funktion aus, gehört aber dem Leitungsteam weiter an. 

Das neue Leitungsteam wurde einstimmig (wieder)gewählt: Ihm gehören an: 

Siegfried Groß
Koordinator für Fachpraxis
Kaufmännische Schulen
Marburg
Eva Häfner
Koordinatorin für Fachpraxis
Gutenbergschule
Frankfurt
Caroline Hagel
Fachlehrerin atF
Elisabeth-Knipping-Schule
Kassel
Claudia Hohmann
Koordinatorin für Fachpraxis
Berufliche Schulen
Bad Hersfeld
 

Silvia Moos
Koordinatorin für Fachpraxis
Theodor-Heuss-Schule
Wetzlar
Sandra Thiesen-Meinhold
Koordinatorin für Fachpraxis
Adolf-Reichwein-Schule
Limburg
Ellen Weiten
Fachlehrerin für arbeitstechnische Fächer
Peter-Paul-Cahensly-Schule
Limburg
 

Die beiden Sprecher der Netzwerk-AG wird das Leitungsteam in seiner nächsten Sitzung wählen.


Workshops

Am Nachmittag gab es zwei Workshops, die Bernd Fey (Hans-Viessmann-Schule Frankenberg und Ausbilder beim Studienseminar in Kassel) in seinem Impulsreferat geschickt miteinander verknüpfte. „Profil der Fachpraxis schärfen“ und „Arbeitsbelastung der Koordinator(inn)en für Fachpraxis“ waren die Themenstellungen. 


Bernd Fey


Plenum

Zunächst stellte er die zahlreichen Aufgabenfelder der Fachpraxis-Lehrkräfte dar:

Zum Vergrößern bitte in die Grafik klicken! 

Zum Thema „Profil der Fachpraxis schärfen“ finden Sie hier eine PowerPoint-Präsentation mit Rückmeldungen aus hessischen Berufsschulen, die vorab erbeten wurden. 

Von Kollegenseite gab es ein Feedback in Form zahlloser beschriebener Karten zu den Alleinstellungsmerkmalen und Kernkompetenzen „der Fachpraxis“ und zur Frage, wie die vielfältigen Aktivitäten an den Schulen öffentlichkeitswirksam „vermarktet“ werden können. Das Leitungsteam wird die Rückmeldungen auswerten und dann gesondert auf dieser Website veröffentlichen.


 

Arbeitsergebnisse aus den Workshops

Die Auswertung zur Frage der „Arbeitsbelastung“ ergab, dass die meisten Kolleginnen und Kollegen diese mit „Ist OK!“ bzw. „Es ist ziemlich viel, aber noch zu tragen“ beantworteten. 



Feedback zur Arbeitsbelastung


Insgesamt war „Fuldatal“ eine rundherum gelungene und informative Veranstaltung. Auch im Jahr 2020 wird es ein Landestreffen geben. Favorisiert wurden zur Durchführung die Tagungsstätten in Weilburg und Fuldatal sowie die Beruflichen Schulen in Biedenkopf.

Ein Hingucker waren die Kaffeetassen mit der Aufschrift „AUSLAUFMODELL?“. Den Entwurf dafür lieferte eine Lerngruppe der Willy-Brandt-Schule in Gießen.

 

Wer Interesse an einer oder mehreren Tassen hat: Die Netzwerk-AG bietet sie zum Stückpreis von 4,00 EUR (ggf. zuzüglich Versandkosten) an. Bestellungen können per E-Mail erfolgen.